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FeldhamsterfamilieFeldhamsterfamilie

Cricetodon bolligeri

Wie ich zu "meinem" fossilen Hamster kam

Michael Rummel hat sich durch langjähriges Sammeln von Säugetierfossilien in den Karstspalten der Region Weissenburg-Eichstätt in Bayern verdient gemacht. Viele besondere Fossilfunde brachte er ans Tageslicht. Während meines Postdoc-Aufenthaltes in München 1992/93 erforschten wir gemeinsam speziell die Karstaufschlüsse der Steinbrüche von Petersbuch. Hier offenbarte sich ein mehrfacher, komplexer Bau der Spaltenabfolgen und. ihrer Karstverfüllung. Den damit verbundenen  Fossilreichtum beschrieben wir 1994 (Bolliger & Rummel 1994). Bei einem Steinbruch-Besuch zeigte mir Michael Rummel eine kurz vorher neu angeschnittene Spalte, die er jedoch aufgrund der Verfüllung (Farbe und Konsistenz des Sedimentes) als kaum speziell fossilführend betrachtete. Da ich die "Unvoreingenommenheit des örtlich Unkundigen" mitbrachte und genügend neugierig war, kletterte ich dennoch diese Spalte hoch, um sie mir näher anzusehen. Wie gross war da unsere Überraschung, als ich in einer gewissen Höhe eine regelrechte Knochenansammlung von Kleinsäugern vorfinden konnte!  Auch ein „blindes Huhn“ findet eben mal ein Körnchen… Wichtigste Faunenelemente waren Pfeifhasen- und Haarigel-Überreste. Unter anderem befanden sich darin auch Kieferreste und Zähne der später daraus von Rummel (1995) neu beschriebenen Hamster-Art Cricetodon bolligeri. Der Zeitraum der Spaltenfüllung entspricht der Säugerzone MN8, oberes Mittelmiozän.

Für einen Paläontologen ist es natürlich immer eine Freude, wenn fossile Tierüberreste nach einem benannt werden. In diesem Fall war die Namensgebung eine ganz besondere Ehre, denn die Benennung erfolgte nicht nur weil ich den Fossilreichtum der betreffenden Karstspalte Petersbuch 10 entdeckt hatte, sondern auch aus Anlass der Hochzeit mit meiner Frau Lorena, wie Rummel (1995) in der Erklärung zur Artbenennung bemerkte – ein wirklich spezielles Hochzeitsgeschenk!

Literatur:

Bolliger, T. & Rummel, M. (1994): Säugetierfunde aus Karstspalten - Die komplexe Genese am Beispiel eines Steinbruches bei Petersbuch, Südliche Frankenalb (Bayern). -Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 34: 239-264, München.

Rummel, M. (1995): Cricetodon bolligeri n. sp. ein neuer Cricetide aus dem Obermiozän von Petersbuch bei Eichstätt. – Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35: 109–123, 8Abb., 1 Taf.; München.

Cricetodon bolligeri, erste Molaren (Unterkiefer, linksseitig)

Cricetodon bolligeri, erste Molaren (Oberkiefer, linksseitig)